#Baby // Im Krankenhaus mit Kind

Manchmal kommt es anders. Und manchmal als man denkt.

Frisch aus Sylt zurück, mit bester Nordseeluft in den Lungen überraschte uns in der zweiten Nacht wieder Zuhause leider ein hustender Babyboy. Aber nicht ein zartes *hüstel sondern leider ein ganz schön bellender Husten, dazu ein Kind, das „Auaaaaa Maaaamaaaa“ jammerte und kaum Luft zu bekommen schien. Zweimal haben wir das schon erlebt. So einen Pseudo-Krupp-Anfall… den wir aber immer mit kalten Getränken und offenem Fenster Zuhause überstehen konnten (das sind so die Hausmittel dagegen). Aber in jener Nacht kam noch hohes Fieber hinzu und trotz der Maßnahmen, die die beiden vorigen Male geholfen hatten, wurde es nicht besser, schon gar nicht ging das Fieber natürlich runter.

Kurzer medizinischer Exkurs 😉

Für alle Nicht-Eltern: Viren oder Bakterien setzen sich auf die oberen Atemwege. Schwillt der Bereich um die Stimmbänder an, fällt das Atmen schwer und der Husten resultiert. Sowas tritt meist nachts auf, weil da die körpereigene Cortison-Produktion hinuntergefahren wird. Und für Kids bis 3 Jahre bedeutet das schnell Atemnot, weil alles im Hals noch so klein ist und wenig Platz zum Atmen bleibt, wenn was angeschwollen ist. Resultat: schwere Atmung, bellender Husten…

Weiter in der Nacht

Nach kurzen Abwägen wurde das müde und hustende Kind ins Auto gepackt und auf ging es zum nächtlichen Notdienst ins Krankenhaus, wo wir gegen 22.30 ankamen. Glücklicherweise waren wir zu dem Zeitpunkt die einzigen im Wartebereich. Wo der Babyboy im Kinderwagen liegend gleich wieder husten musste. Sofort wurde erkannt, was Sache war, Cortison wurde verabreicht und wir wurden für 40 Minuten in die Nacht geschickt. Dies hilft oft und man kann nach einem Abhören der Brust und kurzer Untersuchung nach Hause gehen.

Und dann saß ich da, draußen in der Nacht, der Babyboy lag im Schlafanzug im Kinderwagen, mit einem Tuch zugedeckt, ich mit Birkenstocks und Jeans und Top und Wollmantel. Neben meiner Handtasche (in der sich ja glücklicherweise immer dieses und jenes befindet) alles, was wir dabei hatten.

Nach 40 langen Minuten, so alleine, draußen auf einer Bank wartend gingen wir dann wieder rein.

Tja, der kleine Patient wurde untersucht und da der Babyboy nunmal auch Fieber hatte hieß es: sie müssen hierbleiben.

WHAT? Wie, hierblieben?

Ohne alles? Also, ohne Gepäck? Krankenhaus mit Kind?

Aber es ist so, wie es ist. Natürlich blieben wir dort.

Der Babyboy wurde gemessen, gewogen, die Sauerstoffsättigung im Blut wurde gemessen (was er super fand. NICHT!) und wir bekamen Papiere, um uns an der Info anzumelden. Da war es schon nach Mitternacht.

Dann warteten wir, bis wir von einer Schwester abgeholt wurden und es ging „auf Station“.

Noch säumten schöne Bilder den Weg dorthin… der Schreck kam im Zimmer. Also, nicht dass ich im Krankenhaus Sterne-Zustände bräuchte… aber auch kein Schlachthof-Flair. Unser Zimmer, ein Zweibettzimmer (immerhin) mit abgenutztem Beton(!)-Boden, mit einem Käfig-Bett für den Babyboy und einer 80cm Pritsche für mich. Grelle Industriebeleuchtung unter der Decke und am Rande des Raume ein Arrangement aus Waschbecken, Wickelbereich und Babybadewanne – durchgängig aus Aluminium gebaut, wie in so einer Industrieküche. Einziges Highlight: Ein Fischbild an der Wand. Wobei einziges Highlight stimmt nicht. Das Personal war wirklich super-nett!

Gute Nacht. Fast. Und dazu mit Licht an, denn unser kleiner Zimmernachbar musste die ganze Nacht über immer wieder betreut und bewacht werden. 🙁 Respekt an die Eltern und alles, alles Gute dem kleinen Wurm, der schon ganz schön lange dort war. Aber nun gegen 1 Uhr war auch für uns noch nicht Schlafenszeit. Der Babyboy musste inhalieren und Medizin nehmen. Und dann? Er war ja glücklicherweise im Schlafi, ich schlief einfach in meinen Tagesklamotten ohne Abschminken und Zähneputzen! *haha – reallife 😉

Nachtruhe. Von wegen. Natürlich wollte der Babyboy bei mir schlafen (I just say 80cm!!!) und das tat er zum Einschlafen dann auch, dann legte ich ihn ins Käfigbett, in dem er mehrmals aufwachte und rauswollte, was eher nicht ging, weil er so ein Sauerstoffsättigungsmesskabel am Fuß hatte. Also blieb er dort und ich verrenkte mich, um beim Liegen seine Hand zu halten. Parallel oder abwechselnd dazu wurde natürlich auch Kandidat Nummer 2 im Zimmer wach… und gegen 6.30 war die Nacht dann auch schon wieder zu Ende. Ich sehnte mich nach einer Dusche, nach einer Zahnbürste und frischen Klamotten. Ebenfalls für BabyBB. Und dann saßen wir da und versuchten uns zu beschäftigen. Auf meinem Bett. So mit nichts. Zwischen 9  und 11 würde die Visite kommen.

Gegen 7.30 Uhr kam ein Frühstückswagen angefahren und ich durfte ein Frühstück für den Babyboy zusammenstellen (der nichts aß). Meines gab es ab 8.15 auf dem Vorflur und von meiner Zimmernachbarin wurde mir geraten schnell zu gehen, sonst wäre alles weg. Die Logik erschließt sich mir bis heute nicht – denn der Vorflur war bestimmt 50 Meter entfernt und dorthin mit einem Kind gehen, welches an einem Kabel hängt, geht nun schließlich nicht – aber jenes Kind will natürlich in dieser Fremde auch nicht alleine bleiben? Glücklicherweise klappte es dann doch – Dank Puzzle-Spiel auf meinem Handy zur Beschäftigung.

Dann kam die Zeit für die Medizin und ein Bestechen und Bearbeiten des Babyboys, diese zu nehmen. Irgendwie klappte es. Das bekam auch die Visite mit (important info!)

Abhören, Fiebermessen und Resümee und ich drehte innerlich durch! Denn:

„Sie müssen noch bis morgen bleiben!“

What?

Rausgehen auf eigene Verantwortung? Eher nicht.. dafür bin ich zu „schissig“.

Wenigstens tagsüber mal nach Hause, Sachen packen und duschen?

Geht aus versicherungstechnischen Gründen nicht. Ihr Kind kann ja hierbleiben.

Lach!

Ich beugte mich dem Schicksal. OMG! Babyboy in den Kinderwagen und einfach raus vor die Tür. Oma und Opa angerufen. Und ja, sie konnten eine kleine Schicht übernehmen. Und ich war noch nie so froh, kurz Zuhause zu sein. Duschen, Sachen packen, Kaffeetrinken. Zurück in die „Burg“.

Vorher ging es noch zur Blutabnahme und nun: FunFact – die wollten MrBabyBB tatsächlich einen Zugang legen, um ihm 2x am Tag die Medizin zu geben – die er ganz einfach auch schlucken könnte! Weil er sie nur mit Überreden nahm. Ich verneinte sofort. Lieber verbringe ich eine halbe Stunde damit, meinen Babyboy zu überreden, statt ihn den ganzen Tag mit so einem Ding am Arm herumlaufen zu lassen, wenn es nicht notwendig ist.

Mit einem kleinen Besuch auf dem Zimmer zum Abendessen blieben wir fast bis 20 Uhr draußen im Freien. Buch lesen, auf dem Gelände spazieren gehen, mit Papa facetimen, snacken…

Die Nacht war wie die zuvor. Gerädert wachte ich auf. Um 6.15. Froh jedoch, dass die Nacht seitens des Babyboys ruhiger verlief. Tja, was macht man so früh wach? Uns einfach schon einmal fertig. Babyboy anziehen, Zähneputzen, mich fertigmachen, Make-up vor dem Spiegel meiner Puderdose auf dem Bett sitzend auftragen. Das Duschen verschob ich bis zum Schluss. Und duschte leider das ganze Bad mit. Die Dusche bestand aus einem Duschkopf an der Wand ohne Abtrennung zur Toilette – sorry, dass ich damit auch das Bad unter Wasser setzte. Ist mir ein Rätsel, wie man das anders machen soll.

Oma und Opa übernahmen die letzte kurze „Krankenhaus mit Kind“ Schicht und den Check-Out. Ich befürchtete immer noch einen Anruf: Ihr müsst noch eine Nacht bleiben! Aber mittags konnte ich meinen Babyboy endlich wieder Zuhause in den Arm nehmen!

Respekt und Anerkennung und alles Gute an all die Eltern, die nicht nach zwei Nächten wieder nach Hause können. Die über Wochen auf 80cm schlafen, mit immer wechselnden Zimmerpartnern, mit einem Kind, was nicht so glimpflich davon gekommen ist, wie der Babyboy. Und ein Dankeschön an das Personal auf der Kinderstation. Die sicherlich Stress haben, Nachtarbeit, anstrengende Eltern, traurige Schicksale… aber dennoch zu uns durchgängig nett und zuvorkommend und sehr auf den Babyboy eingehend waren. Und ich weiß, dass das Jammern auf hohem Niveau ist, wenn man Zustände nimmt, wie sie anderswo herrschen. Ich bin happy, dass ich in 15 Minuten da sein kann, wo meinem Kind geholfen wird. Dass es genug Personal (so fühlte ich mich auf jeden Fall, wie es hinter den Kulissen aussieht, mag eine andere Sache sein) und Betten gibt. Dass es sauber ist, dass wir gut versorgt werden. Aber dennoch ist es eine Situation, die man einfach erst einmal kennenlernen muss. Krankenhaus mit Kind.

Trotzdem möchte ich nicht nochmal hin. Und in Sachen Fotos machen ist es dort auch nicht geeignet 😉

Achja, und sorry, dass in den 2 Tagen der Verbrauch des Desinfektionsmittels so gestiegen ist 😉

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7 Comments

    1. Hinterher musste ich fast ein wenig schmunzeln, währenddessen war es in „meinem Kosmos“ schon dramatisch. Vor allen Dingen auch noch dieses „festsitzen“…
      Viele liebe Grüße
      Jana

  1. says: Kathrinchen

    Mir wird grade ganz schwer ums Herz, am Montag jährt sich der Tag zum zwölften mal, als ich mit meinem 14-tage alten babyjungen damals da war, so viel Angst, so viele Sorgen und gleichzeitig das Wissen, dass ein paar zimmer weiter jemand liegt der seine ersten 6 Monate komplett da verbracht hat, und auch noch eine weile bleiben wird… schön dass alles gutgegangen ist, ich drücke die Daumen dass das ein einmaliges „event“ war!!!!!

    1. Liebe Katrin,
      oje, gerade mit so einem kleinen Baby ist es noch einmal was ganz anderes… ich war am Anfang auch sooo ängstlich bei Fieber, Husten… mit drei Jahren sind die Kids ja schon etwas robuster. Dennoch hoffe ich, dass wir nicht allzu schnell wieder hin müssen

      Viele liebe Grüße
      Jana

  2. says: V

    Oh Gott, ich bin gerade zurückversetzt in den August 2015.

    Wir sind aus Bonn und waren bei den Großeltern zu Besuch. Sie wohnen zwei Autostunden entfernt, mein Mann war im Ausland. Ich hatte meine zwei Kinder dabei, 4 Jahre alter Junge und 3 Monate altes Stillbaby, das die Flasche ablehnte.

    Mein großer Sohn hat sich dann auf dem Spielplatz von der Rutsche gestürzt, 1,5 Meter tief. Anschließend Schmerzen in der Brust und im Rücken und AMNESIE! Er wusste nicht mehr, wo wir sind, wer das Lego Haus gebaut hatte etc. Schock für mich. Schnell im Krankenhaus angerufen – wir müssen unverzüglich kommen, eventuell über Nacht. Nein, das konnte nicht sein. Heulkrampf – Tasche gepackt. Baby nochmal schnell gestillt und bei den Grosseltern gelassen. Es war 19.30 Uhr. Ich habe sie gefragt, ob sie schnell zur Drogerie fahren können, Fläschchen und Pulvernahrung kaufen. Nein – das fanden sie zuviel, einen gestillten Säugling in der Nacht zu übernehmen. Wo sie wohl auch recht hatten.

    Im Krankenhaus dann die Diagnose – wir müssen über Nacht da bleiben. Meine Eltern brachten mir den Säugling und die Nachtschwester stellte mir aus Kulanz ein Käfigbett für das Baby zur Verfügung. eigentlich durfte das Baby nicht mit, aus versicherungstechnischen Gründen.

    Ich lag dann mit dem vierjährigen und der Kotzschale im Anschlag im 80cm Bett. Der Säugling schlief auf (und während des Stillens neben) mir, da er nicht alleine geschlafen hat bis dato. Ich weiß heute noch nicht, wie ich das gemacht habe. Glücklicherweise Einzelzimmer.

    Am nächsten Vormittag wartete ich nur auf Visite und Entlassung, da sagen sie mir, dass ich noch 24 weitere Stunden bleiben muss, wegen der Amnesie! OMG!

    Verlegung in ein Vierbettzimmer, jedoch nur mit Zweierbelegung. Schelte von der Oberschwester – der Säugling muss weg. Da hab ich ihr einen vorgeheult, von wegen Stillkind und so. Ok, sagt sie, dann besorgen Sie eine alternative Krankenhausbegleitung für Ihren älteren Sohn! Hm, meine Eltern weigerten sich, mein kranker Sohn weigerte sich, mein Mann war im Ausland. Ich habe der Schwester gesagt, dass ich das bis zum Abend kläre und dann war ihr Dienst ja auch zuende und die Nachtschwester hat wieder nichts mitbekommen bzw. war kulant. Käfigbett fürs Baby war nicht mehr möglich wegen Platzmangel im Zimmer.

    In der Nacht hat sich der zweite Patient dann ständig seinen Zugang mit der Infusion selbst gezogen, das Infusionsgerät hat Alarm gemacht, die Schwester kam und hat wieder alles unter Schmerzen gerichtet. Um Mitternacht dann ein neuer, dritter Patient inklusive Papa, bei dem stündlich Blutdruck und Pupillenreaktion unter großem Geschrei gemessen wurden.

    Hölle – Horror. Mir kommen heute noch die Tränen. Dein Artikel hat mich getriggert – sorry.

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