Selbst ist die Latte Macchiato Mum.

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Mit dem Kinderwagen in die S-Bahn zu steigen ist an den meisten Haltestellen in Bonn, die ich so nutze, oft ganz einfach, weil der Einstieg auf der gleichen Höhe ist, wie der Bürgersteig. Nur an manchen Stationen muss man direkt von der Straße aus einsteigen, was bestimmt 35 cm Unterschied sind – da muss ich dann schon gewaltig wuchten und manövrieren, um BabyBB sicher in die Bahn zu bekommen – und dabei noch drauf achten, dass nichts aus dem Korb fällt. Aber klappt inzwischen gut 🙂

In Ikeas Restaurant nur in Begleitung von BabyBB schnell was essen, dabei das Tablett vorher einhändig zu füllen, zu bezahlen und bis zum Tisch zu bringen – mit der anderen Hand den Kinderwagen zu lenken. Klappt auch. Dann weiter ins Möbelhaus und in der einen Hand einen großen Einkaufswagen, in der anderen den Kinderwagen – mit beiden Gefährten sämtlichen Regalen und anderen Einkaufenden ausweichen. Kein Problem. (Und ein Tipp für alle, die noch einen Kinderwagen kaufen müssen. Fahrt diesen auch mal einhändig durchs Geschäft)

Eine Tür zu öffnen, die nach außen (wahlweise auch innen) aufgeht und gleichzeitig mit dem Kinderwagen raus zu fahren, dabei noch zwei Menschen, die rein wollen zu passieren, auch das klappt mit dem nötigen Schwung. Außer, vor der Tür ist eine Treppe. Seit BabyBB da ist, war ich kein einziges Mal mehr auf einen Latte 2 Go bei McCafé am Bonner Friedensplatz – da alleine hoch ist dann doch zu anstrengend für nen Kaffee.

Das Bonner H&M gegenüber vom Zara zu besuchen, das jeden erst einmal mit mehreren Treppenstufen begrüßt? Auch die schafft der Kinderwagen (und oben gibt’s dann einen Fahrstuhl und eine Rampe…?)

Ja, manch ein Hindernis liegt da, auf dem Mutter-Kind Weg. Doch mit der Zeit entwickelt man ein gehöriges Selbstvertrauen, dass man jedes Hindernis schon schafft. Schließlich ist nicht immer jemand da, der einem helfen kann… oder will. Das Verhältnis Hilfsbereite vs „Ich und helfen?“ hält sich ungefähr 50 zu 50. Immer wieder wird mir die Tür aufgehalten, wird mir geholfen irgendwo hoch- oder runterzukommen. Wird im Café etwas aufgehoben, wenn BabyBB es hat fallen lassen. Auf die hilfsbereiten Momente folgen aber auch jene, in denen die Tür einfach vor mir ins Schloss fallen gelassen wird. Wo man meint, der Kinderwagen sei ein „Ich ignoriere ihn einfach und schon wird er unsichtbar Gefährt“. Wurde er bislang noch nicht, aber ich übe, versprochen! 🙂 Beide Zustände: Helfen oder nicht helfen sind übrigens unabhängig vom Alter, ob Mann oder Frau, ob Basecap-Junge oder Business-Schwiegermama.

Als Kinderwagen-Schiebende lernt man jedoch auch nicht nur die Menschen kennen, sondern auch noch ganz andere Seiten der City. Man kennt plötzlich Umwege, Schleichwege, alle Fahrstühle der Stadt (und wundert sich, warum soviele mitfahren, wenn es oft auch nur eine Etage ist, so wie zB bei Zara). Man kennt die besten Wickelmöglichkeiten (DM & Kaufhof :)) – und die schlechtesten, man kennt die Cafés, wo genug Platz ist, um auch den kleinen Begleiter zu platzieren, wo man Krabbelbabies „loswuseln“ lassen kann, wo man Babys Brei aufwärmen kann, wo es Hochstühle und Schlabberlätzchen gibt. Wo die Servicekräfte einfach nett sind. Denn auch das sind sie nicht überall, wenn man mit dem Kinderwagen ankommt. Vielleicht ist es das Bild der Latte Macchiato Mum, das eine „Ich will auch Kaffeetrinken und am Morgen nichts zu tun haben“ Idee beim ein oder anderen aufkommen lässt. Vielleicht habe ich früher auch, wenn ich fünf Mamis mit Kinderwagen gesehen habe, gedacht: Was ein Leben, morgens schön Kaffeetrinken gehen und ein bisschen Kinderwagen schieben. Oh Mann – das nehme ich sofort zurück!

cafe lindentram bonn bad godesberg karottenkuchen(Superleckerer Karottenkuchen aus dem Café Lindentraum in Bad Godesberg – leider auch mit großer Treppe davor, keiner Wickelmöglichkeit… aber einer ebenerdigen Terrasse)

Denn was ich lieber gedacht hätte, ist: Hoffentlich kann sie in Ruhe ihren Kaffee trinken, den Stress Zuhause vergessen, nach wenigen Stunden Schlaf und einem straffen Haushalt-Baby-sich-selbst-fertig-machen-Programm. Hoffentlich kann sie mal durchatmen, mit ihren anderen Mami-Freundinnen über das reden, was sonst keiner versteht. Gut, dass sie rausgegangen ist, bevor ihr Zuhause die Decke auf den Kopf fällt, wenn der Mann arbeitet, die Großeltern nicht um die Ecke wohnen und sie sonst nur Baby-Programm hätte. Schön, dass das Baby draußen so zufrieden scheint. Hoffentlich haben die anderen Gäste Platz gemacht, damit sie mit dem Kinderwagen gut durchkam. Gleich muss sie das Kleine bestimmt wickeln. Ob man sich hier Gedanken gemacht, den Wickeltisch für Mami und Kind komfortabel und sauber zu gestalten? Oder aber ob man überhaupt daran gedacht hat? Was wohl auf sie wartet, wenn sie wieder nach Hause geht? Zahnt das Baby vielleicht und schreit die Nächte durch? Krabbelt es schon und man kann es keine Minute mehr aus den Augen lassen? Will es vielleicht nur getragen werden? Oder nur trinken?

Was für Business-People der After-Work-Drink ist, ist für Mamis das Frühstück mit Freundinnen oder Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Zeit sich auszutauschen, den Alltag zu vergessen,… denn als Ma hat man kein After-Work mehr. Nur eine kleine Pause, die anstatt von der Schulglocke von Baby’s Wünschen beendet wird. Ich habe beim Schreiben gerade „große Pause“ – BabyBB’s Nachtschlaf ist voll im Gange… aber alle 3 bis 4 Stunden schrillt dann die „Pausenglocke“ 🙂

Habt einen schönen Abend!

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7 Comments

  1. says: blumenpost

    Hui das klingt aber anstrengend. Du kannst gleichzeitig Kinderwagen und Einkaufswagen schieben? Respekt!
    Ich war heute bei Ikea, da nehm ich das Baby immer in die Trage und bin froh um die freien Hände. 😉

    1. Hätte ich auch nicht gedacht, aber hat tatsächlich super geklappt! Mit der Trage bin ich nur noch ganz selten unterwegs. Da hat man zwar die Hände frei, aber ich bin dann in meinen Armen so eingeschränkt… was halten, tragen, zahlen etc angeht 🙂
      Liebe Grüße
      Jana

  2. says: Carli

    Ich freue mich schon… da ich viel mit der Straßenbahn fahre und gerade die Haltestellen, die ich häufig benutze, nicht barrierefrei sind, muss ich auch das manövrieren lernen. Seit ich schwanger bin, achte ich da verstärkt drauf. Besonders doof finde ich, dass die Haltestelle am Hauptbahnhof so ungünstig gebaut ist. Dabei müsste man da nur den Bürgersteig verbreitern. Ein Umbau kommt bestimmt, da die Stadt wohl auch verpflichtet dazu ist. Wahrscheinlich sind unsere Kinder dann schon in der 4. Klasse 🙂

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