Kennt ihr diese Mütter, die mit einem schreienden, wütenden Etwas auf dem Arm unterwegs sind? Das um sich tritt und so gar keine Lust auf das hat, was die Mutter mit ihm macht / machen möchte? Das sich vielleicht auch einfach auf den Boden wirft und diesen malträtiert?
Vor einigen Tagen war ich genau die. Eine Mutter mit einem kleinen Wutbürger auf dem Arm. Heulend, tretend, sich wehrend. In Matschhose, mit Schal, Mütze und dicker Jacke. Ein kleines gut eingepacktes wütendes Persönchen.
Ein bis dato eigentlich rundum zufriedenes ausgeglichenes Persönchen. Bis es hieß, wir gehen jetzt nach Hause. Steig mal vom Trecker ab.
Nach Hause. Zum Abendessen. Die blanke Panik muss in dem Kind aufgekommen sein. NACH HAUSE? Dabei wollte es doch lieber noch eine Runde „Bagga“ fahren, nochmal auf dem „Kre“ (Trecker) sitzen oder im Sand spielen.
Wir waren auf dem Getrudenhof und zum ersten Mal ganz ohne Kinderwagen unterwegs. Ich hatte festgestellt, dass der Babyboy außerhalb der Wohnung meiner Meinung nach noch etwas zu unsicher unterwegs ist und das darauf geschoben, dass ich aus Bequemlichkeit einfach so gut wie immer den Kinderwagen nehme. Nun gut, auch aus Zeitgründen. Und zur Sicherheit. Und weil Einkaufen damit so praktisch ist. Aber an jenem Nachmittag auf dem Getrudenhof machte ich mir weder um die Sicherheit Gedanken, noch um die Zeit. Von der hatten wir nämlich genug. Unser Nachmittags-Baby-Date war leider krank geworden und somit saßen wir da. Der Babyboy und ich und hatten einen ganzen Nachmittag vor uns. Erst wollte ich uns zu Ikea kutschieren, denn morgens war mir ein Pop-up mit Balkonmöbeln aufgefallen (diese Werbung immer…) und ein Family-Kakao dort geht ja auch immer… doch dann fand ich, dass ich das Geld mal besser für meine Reisepläne im April aufhebe, anstatt in den Balkon zu investieren. Außerdem hätte das für BabyBB wieder „Kinderwagen“ gehießen.
Mit einer klitzekleinen Sehnsucht nach einer leckeren Waffel am Stiel fuhren wir also gen Getrudenhof. Und verbrachten dort wirklich zwei schöne Stunden zwischen Tieren, Blumen, im Hofladen, auf dem Bagger ;), beim Essen der Waffel mit Stiel, auf dem Trecker und am Ende auf dem Spielplatz mit Eimer und Schaufel ausgestattet.
Dann wurde es für uns Zeit zu gehen. Es war schon gegen Abend, außerdem wurde es immer frischer und Regentropfen kündigten sich an. So machte ich kurzen Prozess als BabyBB dann auch noch auf das Wasser-Matsch-Becken zulief und schnappte ihn. OMG! Tränen, sich wehren, treten… das volle „Lass-mich“ Programm. Ups, irgendwie hatte ich ihn ja auch von 0 auf 100 aus seinem Spiel gerissen. Vielleicht nicht ganz so gut. Also nochmal auf den Trecker. Die Laune wurde besser aber die half auch nicht dabei, den Heimweg nicht antreten zu müssen.
Just in den Moment, als ich ihn nach mehrmaliger Ankündigung: „Einmal noch“ vom Trecker hob, ging’s los! Und so musste ich diesen kleinen tobenden Wutbürger sicherlich hundert Meter bis zum Auto tragen. Und machte gute Miene zum Trotzkopf-Spiel. Aber klar, was will er machen. Er will bleiben, ich will gehen. Mehr als wütend sein kann er noch nicht. Vorbei an anderen Eltern oder Großeltern mit Kids, die in Ruhe die Schafe fütterten oder sonstwas machten, außer wütend zu sein. Manch ein Blick wurde mir zugeworfen und ich hätte mich fast am Liebsten gerechtfertigt… aber für was? Für eine Meinungsverschiedenheit mit dem Babyboy? Nach einem tollen Tag ganz nach seinen (und meinen ) Wünschen?
Ich überlegte im Auto. Und kam einfach zur Schlussfolgerung: Dass alle Kids mal so drauf sind und dass das jeder weiß, der auch welche hat oder betreut. Dass das nichts mit guten Marnieren zu tun hat. Momentan weiß er einfach noch nicht besser, wie er seinen Unmut anders ausdrücken soll. Dass dennoch Blicke von „Passanten“ bei einem so lauten Aufgebot programmiert sind, ist klar. Dass es mir in Zukunft hoffentlich aber einfach egal sein wird, was andere in so einem Moment denken. BabyBB ist ein tolles Persönchen – und zum Leben gehören Wut und Ärger auch dazu. Die werde ich seitens des Babyboys sicherlich nicht das letzte Mal zu spüren bekommen haben.
Toller Text! 🙂
Ich muss ja sagen, dass wenn ich sowas sehe höchstens denke „Ach mensch die arme Mami“, dass sie das jetzt ertragen muss. Und „hoffentloch beruhigt sich das Kind bald wieder“. Oder alternativ höchstens noch „die muss jetzt ganz schön viel Kraft aufwenden um den Knirps zu halten, respekt“.
Also falls es dir nicht egal sein sollte was die anderen denke, was es sicher sein kann, dann denk dir einfach, dass sie auf deiner Seite stehen 😉 Denn die Phase wird noch ein wenig andauern.
Tatsächlich ging es mir erst gestern im Café so, dass ich zwischendurch wegen schreiendem Kleinkind mal dachte „Ohje…“. Nachdem ich aber deinen kleinen Einblick gelesen habe, muss ich wohl doch manchmal umdenken 🙂 Und mal ganz ehrlich, nicht nur BabyBB ist vielleicht einfach mal so wütend – uns geht’s ja auch manchmal nicht anders.
Liebe Grüße!!