Immer mal wieder ist es Thema zwischen meinen Mädels und mir. Die Tatsache, dass wir unsere Teenagerzeit ohne Smartphone, Social Media und Co erlebt haben. „Technisches“ Highlight damals war, dass es plötzlich SAT-Fernsehen zu Hause gab und wir früh morgens schon ein für uns relevantes TV-Programm schauen konnten. Oder wir haben via Viva und MTV Clips auf Videokassette aufgenommen, um danach zu tanzen. TikTok 1.0 quasi.
Wenn wir über diese Zeit sprechen, überkommt mich manchmal ein Gefühl der Dankbarkeit, dass wir damals nicht den gleichen Herausforderungen gegenüberstanden wie die heutige Jugend. Das vor allem dann, wenn ich mich an aktuelle Gespräche mit Teeniefreunden aus dem Bekanntenkreis über ihren Alltag erinnere, aus dem Whatsapp, TikTok, Snapchat und Co nicht mehr wegzudenken sind. Und das sage ich, obwohl ich ja selbst inzwischen Social Media nicht mehr aus meinem Alltag wegdenken könnte.
Klar, es ist schon ein wenig schade, dass es kaum Fotos aus meiner Teeniezeit gibt. Und dass man zu manch einem den Kontakt verloren hat – heute verbindet man sich einfach direkt und unverbindlich per Instagram.
Zurück zu den Fotos. Ja, das ist schon ein kleines Manko. Aber wer hatte schon damals ständig einen Fotoapparat oder später eine Digitalkamera mit dabei? Fotos entwickeln hiess es lange Zeit. Wer kennt es nicht noch, das Zittern beim „Fotos im Schlecker abholen“? Mit der Hoffnung darauf, dass wenigstens ein Bild gelungen sein würde. Ich habe Fotoalben voller Bilder, die ich heute auf dem Handy direkt wieder löschen würde. Doch jedes Bild ist wie eine kleine Schatzkiste voller Erinnerungen, weil einfach echt und im Moment. Man hat damals ja nicht 100 Fotos der gleichen Einstellung gemacht. Und fotografierte dazu ohne den ständigen Druck, das perfekte Bild für die sozialen Medien kreieren zu müssen. Und ja, es gibt so gut wie kein Foto in meinen Alben von Essen #foodporn.
Teenagerzeit ohne Smartphone – Suche nach dem Crush
Ich denke zurück an die Zeiten, als ich in die Kleinstadtdisko gehen musste, um Freunde, die nicht auf meiner Schule waren oder vielleicht sogar den Schwarm zu treffen. Jedes Mal Nervenkitzel – kommt er, kommt er nicht? Man konnte ja nicht schnell auf Insta & Co checken, wo er gerade war, mit wem er unterwegs war. Oder eine unverbindliche Whatsapp schicken. Freunden texten, ob sie etwas wussten. Damals hie0 es: warten und hoffen.
Auch darauf, dass man irgendwann einmal die Festnetznummer des Auserwählten bekommen wurde. Doch dann musste man sich immer noch trauen, über das Festnetz anzurufen – stets mit der Sorge, dass Eltern oder Geschwister abheben würden oder noch schlimmer, dass sich der Crush verleugnen ließ und man es nicht überprüfen konnte. Keine „Zuletzt Online Meldungen“ auf WhatsApp, keine ständigen Updates auf Instagram. Hart 😉 aber wieviel Zeit das einem geschenkt hat, weil man nicht ständig alles checken und ggfs sogar analysieren musste.
Dazu kam das Warten auf einen vom Crush lose angekündigten Anruf! Man konnte kaum das Telefon außer Sichtweite lassen, weil es ja jederzeit hätte klingeln können. Oder Mama und Papa telefonierten, was wenn er jetzt anrufen würde? Keine Benachrichtigungen, die einem versicherten, dass der andere es versucht hatte. Und wenn er dann dran war, ein echtes Wagnis, sich über das Telefon mitzuteilen, ohne die Möglichkeit, sich hinter Textnachrichten zu verstecken. Ich erinnere mich da an manch dubioses Gespräch.
Aber im Umkehrschluss auch keine Sorgen, Unstimmigkeiten und Co., weil man beim „digitalen Stalken“ festgestellt hatte, dass der Crush, die Freundin…. dieses oder jenes liked oder postet. Online war und sich nicht gemeldet hat. Gesagt hat, sie hätte keine Zeit, aber verbrachte tolle Momente mit anderen – seen on Instagram.
Dazu gab es keine Filter, keine Facetune App, die andere schöner aussehen ließ, als man sich selbst fühlte. Kein ständiges Vergleichen mit dem vermeintlich perfekten digitalen Leben der anderen. Ich habe gelesen, dass Menschen heute nicht mit Promifotos zum Schönheits-Doc gehen, sondern mit einem Bild von sich, getuned mit dem Lieblingsfilter. Auch das Wort FOMO gab es wahrscheinlich noch nicht in diesen Außmaßen. Man war in seiner Welt. Nicht in der der von allen anderen.
In einer Welt, in der ständige digitale Verbindung zur Norm geworden ist, bin ich dankbar für die Unbeschwertheit, die wir als Jugendliche erleben durften. Eine Teenagerzeit ohne Smartphone. Ohne Filter und ohne ständige Überwachung. Ohne Cyber-Mobbing. Da kommt noch eine Aufgabe auf mich zu. Mit zwei Kids die mitten in all dem aufwachsen. We will see, how I meistere das.