#Lifestyle // Multitasking als Mama

Kennt ihr das? Das kleine Kind auf dem Arm, das Handy am Ohr, weil ihr einen dringenden Anruf machen müsst, der große Bruder zerrt am Bein und dann klingelt auch noch der Postbote an der Tür? Ihr unterschreibt mit links und schiebt das Paket mit dem Fuß in den Flur, vorbei an Hot Wheels Autos und Schuhen, die dort hingeworfen wurden.

Oder folgende Situation. Ihr kocht Mittagessen. Währenddessen hat das eine Kind 1.000 Fragen und das andere versucht in einer Tour die Schublade mit den Snacks zu öffnen, die ihr mit einem Bein verstellt. Dann lässt es sich beleidigt auf den Boden fallen und ein Mecker-Konzert geht los. Da sich der Große nicht mehr gehört fühlt, wird auch er lauter. Und ihr kocht. Nehmt das eine Kind auf den Arm und beschwichtigt den Großen. Und ihr kocht. Und das kleine Kind windet sich wieder gen Boden, reisst nun eine andere Schranktür auf, der Große will nun wissen, was es zu essen gibt und verzieht daraufhin das Gesicht….

Ihr sitzt beim Abendessen, schmiert das Brot des großen Kindes, füttert das Kleine und versucht auch selbst, nicht zu verhungern, steht dazwischen 100x auf, weil was fehlt, was runterfällt, was umkippt, das kleine Kind nicht mehr sitzen will, das große auf Toilette muss und nach Hilfe ruft…

Ihr macht Papierkram, während das eine Kind alle 2 Minuten eine andere Gefahr angeht (klettern, irgendwo drauf rumhüpfen, irgendeinen Schrank öffnen) und das große Kind ….

Ich glaube, das Momlife ist das Bootcamp für erfolgreiches Multitasking und für die Fähigkeit, Dinge zu erledigen, obwohl man dazu weder Ruhe noch die nötige Portion an Konzentration bekommt. Manch ein Manager könnte sich sicherlich eine Scheibe davon abschneiden, wie viele Aufgaben man parallel in kurzer Zeit in einem Umfeld, welches stresst statt fördert, handeln kann. Wie effektiv man sein kann, ganz ohne Strategie, einfach Hands-On.

Da werden ehemalige Bergsteiger, Dirigenten, Fussballtrainer & Co dafür bezahlt, bei wichtigen Kongressen darüber zu sprechen, wie ähnlich bergsteigen, dirigieren oder trainieren den Aufgaben eines Managers sind, aber warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, mal eine Mutter teuer dafür zu bezahlen, dass sie mal sagt, wie man als 1-Mann-Betrieb seinen 24/7 Betrieb mit 1 bis mehr (Nicht-immer-)Mitarbeitern managed.

Wie man gleichzeitig Gesundheitsminister ist, Finanzchef, Eventmanager und Psychologe. Wie man das Catering schmeißt, den Einkauf und man das Facility Management mit links macht. Wie man als Coach fungiert, als Berater und als Mediator. Wie man auch in höchst stressigen Situationen einen kühlen Kopf behält (aka Kind braucht 2 Stunden zum Einschlafen), wie man auch unter höchster körperlicher Anstrengung (Kind wacht nachts 4x auf) Leistung zeigt und wie man debattiert und diskutiert, man Dinge wegsteckt und man auch noch Smile-Manager ist und alle bei guter Laune hält. Und das mit Klienten, deren Launen unberechenbar sind.

Wie man von 0 auf 100 neue Erfahrungen macht, die persönliche Grenzen massiv erweitern, wie man einen Vertrag eingeht, der keine Ausstiegsklausel hat. Ohne garantierten Urlaub, ohne Überstundenregelung (und davon gibt’s eine ganze Menge), ohne Work-Life-Balance, ohne Kantine und ohne Gehalt!

Ohne Ausbildung, Studium. Einfach ins kalte Wasser und performen.

Es ist schon verrückt! Und jede Mama da draußen macht das auf ihre Art und Weise. Von 0 auf 100. Gibt auf ihre Art und Weise alles und das Beste für ihr Kind.

Das muss man sich einfach mal überlegen. Ich habe neulich ein Bild gesehen, das war so aussagekräftig, obwohl es nur eine Zeichnung war.

Da stand: Was man sieht! Und gezeigt wurde eine Mutter mit Kinderwagen.

Ein ganz normales Bild, wenn man rausgeht. In die City, in den Park, in die Drogerie, den Baumarkt, das Möbelhaus, auf die Kirmes…. Mamas (und Papas) mit Kindern im Kinderwagen. Wie süß! Schön! Hach!

Was man nicht sieht:

Mama steht um 6:00 auf. Davor war sie 1 – 5 x in der Nacht wach. Mama macht sich fertig, das Kind ist dabei, Mama macht das Kind fertig, welches keine Lust darauf hat. Mama macht Frühstück fürs Kind, Hälfte fällt runter. Mama macht sauber, trinkt Kaffee. Macht sich Frühstück, Kind will auf den Schoß, Kind wirft Frühstück runter. Mama macht alles sauber. Kind hat volle Windel. Oh, zu voll. Kind schnell nochmal abduschen. Wäsche in den Keller. Alle ziehen sich an. Kind hat keine Lust. Alle ins Auto. Kind weint während der Fahrt. Angekommen. Kinderwagen aus dem Auto. Kind Jacke anziehen. Kind in den Kinderwagen. Wickeltasche dazu, Essen dazu. Handtasche dazu. Die ersten 100 Meter gefahren. Kind windet sich, hat keine Lust auf den Kinderwagen. Und wieder Hunger. Reisst sich die Mütze vom Kopf und wirft sie auf den Boden.

Aber was man sieht, die Momentaufnahme… ist ein anderes Bild.

Es ist so verrückt. Ich selbst sehe ja nur die Momentaufnahme, wenn ich andere Mütter sehe.

Es ist gar nicht so einfach in Worte zu fassen.

Aber Manager, die arbeiten in Teams, die gehen zu Kongressen, die haben Coachings, Fortbildungen, die werden ausgezeichnet, außerordentlich dafür gelobt, wenn sie mal eine Nachtschicht gemacht haben, mal ein paar Überstunden mehr. Wenn sie mal außerhalb ihres Bereiches tätig waren. Die geben sich gegenseitig Anerkennung und Lob und werden in Zeitungen erwähnt und teuer bezahlt.

Und jeder so: Hui, ein Top-Manager.

Gibt es einen, der sagt: Hui, eine Top-Mama?

Multitasking als Mama

Don’t judge me, das ist kein Manager-Bashing… sondern einfach mal ein Vergleich zum Schmunzeln, Nachdenken und vor allen DINGEN: ein Beitrag für ein kleines bisschen mehr Respekt und Anerkennung! In allen Bereichen. Für alle Moms. Egal, wie sie es leben, das Mamasein. Es gibt ja auch nicht den EINEN Manager, den EINEN Führungsstil. So gibt es nicht die EINE Mama und das EINE Modell von Erziehung und Mamasein.

Respekt und Anerkennung…. statt Belächeln und sie abtun. Die Mamas. Die ist doch jetzt Mama…. SORRY, jetzt erst Recht! Eigentlich müsste es heissen: sie ist jetzt Mama. Vorbei die Zeit des chillens, Nichtstuns, des in den Tag lebens, des Ausschlafens, jede Party mitnehmen, tun und lassen was man will. Sie ist jetzt Mama und von 0 auf 100 muss sie soviel mehr leisten. Und wisst ihr was, es ist ja noch nicht einmal die Leistung. Es sind auch all die neuen Emotionen, Ängste und Sorgen, die man plötzlich hat. Ab jetzt und für immer.

So… und weil ich mir sicher bin, dass ihr wisst, was ich Euch sagen will, höre ich nun kurz vorher auf, bevor ich hier die 1.000 Wörter knacke.

PHOTOS by Mathias Radke

 

 

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