Warten lernen im Elternleben?
Wenn man Eltern wird, macht man sich über vieles Gedanken:
Wie schlafen wir jemals wieder?
Wie organisiere ich Job und Kita?
Wie lange dauert das mit dem Windelabschied?
Aber worüber ich mir vorher nie Gedanken gemacht habe – und was mir seitdem fast täglich begegnet:
Wie viel Zeit ich einfach… warte. Nie habe ich über das Warten lernen im Elternleben nachgedacht.
Über das Warten. Sitzen. Ausharren.
Und zwar nicht gemütlich mit Kaffee in der Hand in einem hübschen Straßencafé.
Sondern auf kalten Steinbänken neben matschigen Sportplätzen. In muffigen Kinderarzt-Wartezimmern mit Plastikspielzeug und Kleinkindgehuste als Hintergrundmusik.
In Schulfluren, in Garderoben, im Schatten – oder eben auch in der prallen Sonne.
Ich rede von diesen „Eltern-Warte-Zonen“, die du betrittst, sobald dein Kind ein Hobby hat, einen Termin oder eine Freizeitaktivität, die nicht ohne dich funktioniert.
Oder von den absurden Momenten am Abendbrottisch, in denen man einfach nur wartet, dass endlich jemand auf den Satz „Es gibt Essen“ reagiert.
Und ja – das ist manchmal wunderschön entschleunigend.
Aber oft?
Ist es einfach lang. Und leer. Und still.
Oder genau das Gegenteil – laut, wuselig, und du kannst keinen klaren Gedanken fassen.
Du sitzt da.
Ohne Kaffee.
Ohne Buch.
Ohne Gesprächspartner, mit dem du wirklich reden möchtest.
Stattdessen Smalltalk mit anderen Mamas und Papas – mal nett, mal zäh. Manchmal fühlt man sich verbunden, weil man im selben Boot sitzt. Manchmal hat man das Gefühl, dieses Boot fährt in komplett unterschiedliche Richtungen.

Warten lernen im Elternleben – Endstufe
Was ich in diesen Momenten gelernt habe?
Elternsein bringt einen an Orte, an die man sich allein niemals freiwillig setzen würde – und lässt einen dort oft erstaunlich lange verweilen.
Und trotzdem passiert dort etwas.
Man atmet durch. Beobachtet. Lächelt manchmal über sich selbst.
Oder scrollt 37 Mal durch dieselben Apps.
Vielleicht ist das die eigentliche Challenge dieser Jahre:
Nicht nur den Alltag zu organisieren – sondern die Kunst des Wartens zu meistern.
Denn irgendwann ist die Phase vorbei. Und dann, so sagt man, fehlt sie einem sogar.
Die Steinbank. Der Regen. Die halb getrunkenen Pappbecher-Kaffees. Die fremden Flure, die einem plötzlich vertraut wurden.
Also sitzen wir da.
Und warten. Manchmal auch darauf, dass wer Lust hat. Darüber hatte ich schon geschrieben.
Und wachsen daran. Irgendwie.