Es war einmal ein Baby. Das hatte Spielzeug über Spielzeug, weil es in seiner Generation der erste in beiden Familien war. Geburt, Weihnachten, Taufe, Geburtstag, einfach so… dem Baby mangelte es an nichts, den Eltern höchstens an Platz. Aber irgendwie reichte dem Baby das Spielzeug nicht aus. Die Spielzeugkisten wurden ausgeräumt, daraus bespielt wurde noch lange nicht alles… denn das Baby fand, dass das beste Spielzeug schon vor ihm da war. Wir hätten also gar nichts kaufen müssen, es war alles schon vorhanden.
Kabel, Steckdosen, Fernseher, Fensterscheiben, Koffer, Treppengeländer und -stufen, Papas Hanteln, Schränke, Schubladen, Tapeten, Stühle, das Sofa, das Bett, Handys… alles Gegenstände und Orte, die es galt zu erkunden, zu entdecken, zu besuchen.
Fernab von jeglichem Gespür für Gefahr, entdeckte der kleine neue Erdenbürger so die Welt, in die er hineingeboren worden war. Zusammen mit „seinem Schatten“ aka Mama, denn bei mindestens der Hälfte aller Entdeckungsreisen war sie neben ihm, um aufzupassen, dass auch jede Entdeckermission ein gutes Ende finden würde.
Da der kleine Erdenbürger aber immer schneller, größer und fähiger wurde, musste sich die Mami den Papa schnappen, um aus der Wohnung einen Hochsicherheitstrakt zu machen. Küchentüren galt es zu sichern, Steckdosen zu schließen oder mit so einem „Drehschutz“ abzukleben. Die Treppe wurde mit einem Gitter versehen. Die Badezimmertür war ab nun immer geschlossen,….
Neben der manuellen Sicherung gab es auch noch eine „stimmliche“. Nein. Nein hier, Nein da, Nein sowieso, Nein überall. Soviele Neins hatte diese Wohnung wohl noch nie gehört – und so wollten wir unser Kind doch gar nicht erziehen, mit soviel Nein, sondern eher mit: Versuch doch mal lieber dieses oder jenes…
Aber nein, eine Steckdose gilt es nicht zu erkunden, auch wenn sie gesichert ist. Was, wenn er wo ist, wo dem nicht so ist? Und auch den Mülleimer im Bad lassen wir mal lieber zu. Genaus, wie man auch nicht unbedingt auf die offene Spülmaschinentür klettert, man nicht an Kabeln zieht, die Lampen am anderen Ende haben, man in der jetzigen Gleichgewichtskondition noch nicht unbedingt überall draufklettern muss, man nicht die Fernbedienung vor die Fensterscheibe hauen muss, nein, auch nicht den Schlägel vom Xylophon. Man muss Mamas Handy nicht durch die Gegend werfen… Oh nein, ich will nicht so oft nein sagen müssen.
Gar nicht mehr so einfach, eine Paar-Wohnung kindersicher zu machen ohne gleich die ganze Wohnung zu verändern. Und ich will doch nicht all die schönen Dinge wegräumen. Und den Fernseher an die Wand „nageln. Muss man den Fernseher an die Wand nageln?
Und dabei sollte doch schon lange ein neuer Mitbewohner einziehen, den wir seitdem wir ein neues Sofa haben, kläglich vermissen. Vor dem neuen Sofa standen dort nämlich zwei Recamieren mit dicken Armlehnen auf dem Sofa-Platz, auf denen man einiges abstellen konnte – mit dem neuen Sofa haben wir an Abstellfläche verloren und nun steht alles auf der Erde links und rechts neben dem Sofa. Weder schön, noch kindersicher… oft noch nicht einmal erwachsenensicher, denn wenn man abends im Dunkeln mal schnell aufsteht – uups, Glas umgetreten, weil man es vergessen hat.
Todesmutig kaufte ich in Eigenregie einen Beistelltisch. *fail* Der traf beim Liebsten überhaupt nicht auf Gegenliebe, stand dort einige Tage und wurde dann wieder umgetauscht. Auch, wenn es nicht der Schönste war, ich hatte ihn lieben und schätzen gelernt und nun waren wir wieder „Beistelltisch-nackt“. In der Zwischenzeit bekamen unsere Nachbarinnen zum Geburtstag als teueres Spaß-Geschenk doch wahrhaftig einen massiven Gelsenkirchner Barock Fliesentisch und ja, wir hätten ihn für einen symbolischen Preis umsiedeln können 🙂 aber nein. Und so ging es uns bei den meisten Tischen: Och nö, passt nicht.
Dann erfuhr ich von Mycs, einer Art Online-Schreinerei, die Möbel nach einem Baukastensystem selbst designen lässt, um sie dann in ausgewählten Tischlereien und Möbelmanufakturen zu produzieren. Aus Massivholz aus nachhaltiger Produktion und mit umweltfreundlichen Lacken.
Und was soll ich sagen. Ohne Sinn & Verstand, was das für unser Leben als Eltern heissen würde, zog er bei uns ein. Ein Beistelltisch*. Luftige Beine, weiß und dreieckig, denn weder eckig noch rund hätten wir uns vorstellen können, vier Beine auch nicht und andere Farben auch nicht… endlich hatten wir unseren Tisch gefunden. Aus Massivholz, stabil. Eine Sonderanfertigung (ca 150 Euro), denn auf Mycs gibt’s bislang diese kleinen Tische noch nicht im Konfigurator. Aber viele andere Dinge, wie große Tische, Regale, Schreibtische…
Und auch der Babyboy war happy über den neuen Mitbewohner. Tagsüber kocht er nun darauf „Suppe“ mit Holzgemüse im Kerzenglas (babysafe mit einer dicken Plastikschicht drumherum), schaut sich ein Buch darauf an… und ja, für mich ziehen abends Kerzen, Laptop, Drinks & Snacks auf ihn.
Ich weiß nicht, wie es sein wird, wenn der Tisch beklettert wird – ob ich dann über die Anschaffung noch immer so happy sein werde – aber der Moment, wo BabyBB Gefahren einschätzen lernt, auch der wird irgendwann kommen.
* Der Tisch wurde mir nach meinen Vorstellungen kostenfrei zur Verfügung gestellt *