#Baby // Schlafen, wenn das Baby schläft!

Diesen Artikel, den schreibe ich mir nun von der Seele. Mein emotionaler Zustand gerade: es ist 21:54. Ich habe die MiniMiss von 20:10 bis 20:51 einschlafbegleitet, der Babyboy hatte in der Zeit immer noch wieder einen Need. Toniebox leer, wo ist die Ladestation, kann ich noch ein Kuscheltier holen. Ich hing entweder über dem Bett der MiniMiss, sie streichelnd, aber den Arm so über dem Gitter, dass er jederzeit drohte einzuschlafen, oder schuckelte sie durch den Raum. 41 Minuten lang (davor das übliche Abendprogramm beide Kids in den Schlafi kleiden, Zähneputzen, die Miss stillen,…). Puh! Nach dem „Feierabend“, so nenne ich es, wenn die Kids im Bett sind, winkte noch die Waschmaschine, winkte noch das bespielte Kinderzimmer vom Babyboy, winkte noch ein Wäschekorb, der einsortiert werden wollte und winkte dann einfach noch der PC mit eMails & anderen ToDos. Und nachdem ich nun alles gemacht habe und nun wirklich Feierabend hätte, MUSS ich diesen Post einfach schreiben. In einem Rutsch!

DENN! Ich habe kürzlich mit einer Bekannten gesprochen. Im ersten Babyjahr. Eine tolle Mama, Vollzeit-Mama, und mit den Nerven langsam auch mal am Ende! Und sie wusste nicht, ob sie es sein darf? Und ob sie um Hilfe bitten darf? Und schon dieses: um Hilfe bitten dürfen – das brachte mich auf die Palme!

Aber von vorne! Oh ja, ich bin mit den Nerven auch langsam am Ende! Meine Nerven, aktuell keine Drahtseile, sondern auch mal so fein, wie ein Spinnenweben. Denn es ist gerade super anstrengend. Mit einem fast 5-jährigen, der mehr und mehr Freiheit will, was zum einen heisst, dass ich lernen muss, loszulassen – aber auch, dass ich meinen Aufpass-Radius ganz schön ausweiten muss und ihn nicht mehr zu 100% nur zuhause und unter meine Kontrolle habe. Ein großes Lernfeld für mich. Dazu kommt die Krawall-MiniMiss, die wohl aktuell auch den Mount Everest besteigen würde, wenn man sie ließe. Wie ein Duracell Häschen ist sie morgens aufgeladen und kennt keine Ruhepause, außer sie schläft mal. Ansonsten ist sie nur in Aktion. Nur am Laufen, Klettern, sich in Gefahren begeben oder Kokolores machen. Manchmal… sorry, ich muss es beichten… da fahre ich einfach mal Auto, weil sie im Auto auch wenn sie wach ist, chillt und ich sie so „unter Kontrolle habe“ und in Ruhe telefonieren kann. Dann fahre ich einfach mal in den Baumarkt, irgendwas braucht man ja immer, weil der Weg dahin so entspannend ist. Weil einkaufen mit ihr so wunderbar ist. Viel wunderbarer, als Zuhause zu sein, wenn ich mich nicht zu 100% mit ihr beschäftigen will. Aufräumen, kochen… das geht mit ihr. Dinge, die Konzentration oder Zeit brauchen –  no way! Und wenn ihr jetzt sagt: Baumarkt, Autofahren, geh doch auf den Spielplatz! Aktuell ist mir das zu anstrengend! Das wäre vom „Pegel“ her das gleiche, wie Zuhause zu sein und ich brauche auch Zeit, um kurz neue Kraft zu tanken. Und die tanke ich eben nur dann, wenn ich mal kurz nicht retten, verfolgen, bespaßen oder aufpassen muss. Dann, wenn sie im Autositz oder im Kinderwagen ist.

Ich bin Zuhause von morgens 7 bis abends 20:51 zuständig. Oder je nachdem, wann der Liebste heim kommt, bis dahin. Und danach gebe ich den „Job“ ja auch nicht zu 100% ab. Außer ich verlasse das Haus.

Aber wisst ihr was, um mich solls gerade gar nicht gehen. Denn das Thema, um das es geht, das haben wir schon hinter uns. Der Liebste und ich. Das hatten wir beim Babyboy schon hinter uns. Nach dem ersten Papa-Sohn-ohne-Mama-Wochenende. Und das haben wir nun extrem hinter uns, seitdem die MiniMiss nicht mehr nur „mich“ braucht, sondern auch alternativ ernährt werden kann und der Liebste so die Kids auch alleine hat.

Welches Thema ich meine? Das Thema: Kids betreuen macht man doch mit Links und was machst Du eigentlich den ganzen Tag und küss mir gefälligst die Füße, wenn ich nach meinem anstrengend Job nach Hause komme. Aber drück mir bloß nicht die Kinder aufs Auge.

STOPP!

Ich übertreibe jetzt maßlos! So extrem war es bei weitem nicht, war es nie. Dennoch, das Verständnis musste erst da sein! Das Verständnis dafür, was es heisst, für ein Kind verantworlich zu sein, welches von außen betrachtet ja nicht viel braucht. Aber erstens bin ich gerade in der Emotion und zweitens will ich es jetzt auch mal überspitzen!

Und ich rede im folgenden nicht unbedingt (ohne es überhaupt richtig zu wissen, wie es sich anfühlt, denn außer ein paar Jahren Aushilfe in der Gastronomie, kenne ich nur den Job im Büro), von körperlich anstrengenden Jobs wie Bauarbeitern, Krankenhauspersonal und all den Jobs, die nicht nur ein 9 to 5 Bürojob mit der ein oder anderen Überstunde sind. Ich rede jetzt mal von denen, die im klassischen Sinn einen Bürojob ausüben.

Der einen auch Nerven und Energie kosten kann, der mal Kopfschmerzen macht. Der, wo man sich über Kollegen und Kunden ärgern kann, man den Chef nicht versteht oder die Arbeitsweise einer anderen Abteilung nicht. Der aber der in Bezug auf manch anderen Job ein bisschen wie betreutes Wohnen ist. Man hat einen trockenen und warmen Arbeitsplatz, geregelte Arbeitszeiten, man kann mit den netten Kollegen immer wieder Kaffee trinken gehen, man kann ein Pläuschchen halten, man kann konzentriert arbeiten, man kann aber die Gedanken auch mal schweifen lassen, um kurz neue Energie zu tanken. Man macht eine leckere Mittagspause. Ja, man hat auch mal Meetings, Deadlines, Diskussionen, Aufgaben, die den letzten Nerv rauben…. aber im Endeffekt macht man hoffentlich das, was man mag und somit geht man gerne zur Arbeit (ich rede also auch nicht von Jobs, die eine psychisch belasten). Klar, man ist auch abends platt und freut sich dann über den WOHLVERDIENTEN Feierabend.

Und dann kommt man nach Hause und bekommt das „Balg“ in die Hand gedrückt. Mit den Worten: DU BIST DRAN!

Und man versteht die Welt nicht mehr!

Schlaf, wenn das Baby schläft!

Denn man(n) hat den ganzen Tag gearbeitet, man(n) bringt das Geld heim. Da wird man(n) doch wohl bitte nun in Ruhe gelassen werden. Ein Bier wäre schön. Ist das Essen schon fertig? Wie nur Brot? Wo sind die Pantoffeln? Das Balg könnte auch ein bisschen leiser sein (das könnte auch ein Loriot Drehbuch sein, oder?). Und warum siehts hier so aus? Und wie siehst Du überhaupt aus? Sag mal, was machst Du überhaupt den ganzen Tag? Und müde? Warum bist du müde? Das Balg schläft doch noch viel! Schlaf doch, wenn das Balg schläft! (BITTE, nehmt nicht jedes Wort wörtlich, enthält Fetzen von Ironie und Überspitzung).

Und nun, kommt meine Schimpftirade!

VERDAMMT! Weil das „Balg“, welches du gezeugt hast, welches auch Dein Fleisch und Blut ist, einfach und immer wieder richtig anstrengend ist! Weil es nicht mehr 2 Monate alt ist und nur schläft (wenn man so ein Kind hatte). Weil ich als Mutter alles geben will, um unser Kind glücklich und froh aufzuziehen! Weil ich es nicht schreien lasse, weil ich ihm das geben will, was es braucht. Zuneigung, Liebe, Vertrauen, Geborgenheit, Nahrung, eine frische Windel. Weil ich ihm die Welt zeigen will. Ich es vor Gefahren schützen muss. Es 6 x am Tag wickeln muss. Vielleicht auch mal komplett baden muss, weil ein Unfall passiert ist. Weil ich seine und auch unsere Wäsche wasche und falte. Weil ich viele Mahlzeiten zubereiten muss. Für mich und das Balg, wie Du es nennst! Weil es nicht auf Kommando schläft, sondern in den Schlaf begleitet werden möchte. Und weil ich das möchte, weil ich es ernst nehme, ein Kind in die Welt zu setzen. Weil manches in den Schlaf begleiten auch damit endet, dass das Kind doch nicht schlafen will und ich einfach 30 Minuten umsonst versucht habe, es im abgedunkelten Raum endlich zum Mittagschlaf zu bewegen. Meine Nerven dann: am Ende! Denn nach dem Aufstehen um 6 Uhr habe ich mir um 12 Uhr nichts sehnlicher gewünscht, als mal kurz durchzuatmen! Mal kurz die Verantwortung an den Schlaf abzugeben. Nach 6 Stunden Bespaßung, Betreuung, Pflege, Ernährung, Trösten, Schuckeln und so. Ich wollte den Mittagsschlaf nutzen, um selbst in Ruhe Mittag zu essen, so wie du das meist nett mit deinen Kollegen auf der Arbeit machst! Oder auch mal alleine, wie du es eben willst. Ich wollte in Ruhe aufräumen, ohne ständig unterbrochen zu werden. Ich wollte Papierkram und Telefonate zu machen, ohne ständig unseren Nachwuchs bespaßen zu müssen, mich entschuldigen zu müssen, weil wir ständig unterbrochen werden. Ich wollte auch – hört, hört – einfach mal meine WhatsApp Nachrichten beantworten. Und hört hört: und das auf dem Sofa liegend! Denn ich MUSS neue Kraft tanken. Denn nach dem Mittagsschlaf, da geht es direkt weiter! Kein Kaffee am Schreibtisch nach der Mittagspause, weil man noch so wunderbar im Mittagspausenkoma ist. Sondern direkt von 0 auf 100. Essen, spielen, tragen, wickeln, ständig. Nicht nur nebenbei. Weißt Du, wie lange sich Dein Kind mit sich beschäftigt? Mal gar nicht, mal ein paar Minuten. Weisst Du, wie oft es bei mir auf dem Arm sein will oder mich einfach braucht und es sonst die Bude zusammenschreit? Weisst Du das? Und weisst Du, wie anstrengend das sein kann? Das ist kein betreutes Wohnen! Das sind 10 Kilo, die ich hier kumuliert stundenlang trage. Und oft mit der anderen Hand noch etwas anderes, denn das bisschen Haushalt, das macht sich schließlich nicht von alleine.

Und auf der anderen Seite, da kann es so einsam und langweilig sein. Manch ein Tag! Da sind die einzigen Menschen, mit denen ich mich unterhalte, die Bäckereifachverkäuferin, der Briefträger und die Dame in der Drogerie. Da wünsche ich mir, dass mich irgendein Chef anruft und geistig fordert. Ich nicht vor Langeweile alleine stundenlang spazieren gehe. Langeweile? Bekommst Du spitze Ohren? Ach, dir ist langweilig? Geistige Langeweile, aber die Aufgaben und Herausforderungen werden nicht weniger. Da kann ein Tag ganz schön lang sein. Wie Kaugummi. Manchmal, da wünsche ich mir am Morgen schon den Moment herbei, wo das Kind wieder im Schlafanzug steckt.

Anerkennung. Ich nehme an, die bekommst du immer wieder im Job.

Frag mich mal!

Und du weißt, wie gut es tut, Anerkennung zu bekommen!

Aber Du weißt gar nicht, wovon ich rede!

UND DESHALB LADIES! Ihr müsst es wagen! Lasst Eure Männer ein Wochenende alleine mit den Kids. Wo sie nicht die Hilfe von ihren Eltern, einem Babysitter oder Freunden bekommen! Als Aufgabe und Challenge. Damit sie verstehen, warum auch ihr am Abend das Recht habt zu sagen: Ich hatte einen stressigen Tag!

Und bitte, kommt nun nicht mit: wir verteilen das gerecht, das Elternsein und wenn ihr das nicht gerecht verteilt, dann läuft etwas schief. 50:50? Dann freue ich mich für Euch! Aber dieser Text der geht an die Mamis – und davon gibt’s eine ganze Menge – die sich dafür entschieden haben, bei den Kindern zu bleiben und die Männer haben, die Vollzeit arbeiten (müssen).

Und ich danke dem Liebsten, dass er weiß, wovon ich rede. Dass er mir Anerkennung gibt, es schätzt, und er versucht, mich soweit es geht zu entlasten. Dennoch… meine Nerven gerade, auch mal dünn wie Spinnenweben! 14 MAL bin ich gestern Abend beim Abendessen wegen irgendetwas mit den Kids aufgestanden! 14x während ich 2 Toasts gegessen habe!!!

Kommt gut in den Tag!!!

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3 Comments

  1. says: Katja

    Liebe Jana.

    Ich glaube, der Großteil der Mamas, die deinen Artikel lesen, werden dir zustimmen.

    Und deine Ehrlichkeit und Offenheit finde ich super.

    Liebe Grüße aus Königswinter

    Katja

  2. says: Christina

    Toller Artikel! Wie wahr, wie wahr…
    Danke für deine Ehrlichkeit! Davon müsste es viel mehr geben, aber es scheint tatsächlich ein Tabuthema zu sein. Komisch eigentlich, über vieles alles andere, was die Menschen belastet, wird offen(er) geredet.
    Liebe Grüße aus Beuel! 🙂

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