Mein erstes Mal Karneval im Rheinland.. ich erinnere mich noch vage dran… war speziell. Denn ich war einfach null vorbereitet. Hatte ich bis dato viele Jahre keinen Karneval gefeiert. Eigentlich nie so wirklich, komme ich ja aus Nordhessen und da war lange Zeit das größte der Gefühle ein Kinderkarneval in der „Linde“, der Dorfgaststätte. Ich weiss noch nicht einmal, als was ich da verkleidet war? Wahrscheinlich Prinzessin, denn meine Ma hatte mir ein Kostüm genäht, welches mir noch in Erinnerung ist. Wie sehnsüchtig ich damals immer im Kreisstadt-Woolworth in der Karnevalszeit vor den opulenten Kinder-Karnevalskleidern (wahrscheinlich waren es nur sehr wenige und alle Prinzessin) stand. Von denen ich nie eines bekam. Für einmal Kinderkarneval in der „Linde“ vielleicht auch eine nicht ganz so sinnvolle Investition.
Karneval im Rheinland – der Start ging so…
Und dann zog ich nach Bad Godesberg und wohnte dort genau so, dass der Zug direkt an mir vorbeizog. Ich erinnere mich noch an jenen Tag. Den Tag, an dem ich zum ersten Mal mit einem Zoch in Verbindung trat. Eine Freundin aus der Heimat war gekommen, wir hatten am Tag zuvor Karneval in Köln „gefeiert“ und standen etwas unbeholfen und unkostümiert am Straßenrand und wunderten uns, warum wir nix zugeworfen bekamen. Und wie lang der Zug war. Und sowieso über all die kostümierten Damen und Herren auf den Wagen, solch Gewand kannten wir bis dato nur von den Karnevalsübertragungen vom ZDF oder WDR.
Auch die Nacht davor in Köln war speziell. Nicht wirklich verkleidet, weil wir einfach nichts besaßen, zogen wir los. Und wohin zieht man? Zülpicher. Nur ohne die Lieder zu kennen, sich im Kostüm wohlzufühlen und vielleicht doch 2, 3 andere zu kennen, war es zwar nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut. Wir zogen gen Altstadt, aßen dort eine Pizza und waren mäßig über den erfreut, der (hoffentlich betrunken) vor unserem Fenster in einen Blumenkübel p****. Dann wollten wir mit der Bahn nach Hause, die war jedoch so voll, dass wir nicht mitkamen. „In einem Taxi nach Bonn“….
Ihr seht, der Start war so miserabel, dass ich auch als „Grinch“ jedes Jahr an Karneval hätte unterwegs sein können.
Aber es kam anders. Von Jahr zu Jahr kannte und kenne ich mehr Lieder, nehme es als total normal hin, dass an den jecken Tagen einfach irgendwie jeder kostümiert ist und heute steht in unserem Keller eine große Kiste mit Karnevalsaccessoires. Wenn ich 5 Tage feiern gehe, habe ich 5 komplette unterschiedliche Kostüme. Wir gehen verkleidet zum Zug und kommen mit Bergen an Kamelle zurück. Ich mag Sitzungen und ich mag Parties in engen Kneipen. Bei manch einem Karnevalslied bekomme ich Gänsehaut, bei manch einem Partylust.
Wir feiern in Bonn und in Köln, mit Ticket oder mit Anstehen, privat oder auf der Straße. Dieses Jahr gleich an 5 Tagen, los gings im Telekom Dome nach dem Spiel der Baskets. Wo auch (fast) alle Zuschauer:innen kostümiert waren. Was für eine Party. Und total normal eben.
Ich finde es so süß, wie die Kids mit dieser Tradition aufwachsen, sind beide ja auch waschechte Bonner Kids. Schauen wir mal, wohin es die beiden Bonner Pänz führen mag. Tendenzen sind klar erkennbar: die jecke der beiden ist eindeutig die MiniMiss, für sie ist jeder Tag Karneval. Alaaf!