Wer kennt sie nicht? Filmszenen, in denen Frauen schnaufend und laut atmend in einer Runde sitzen, die Männer etwas „verstört“ dahinter und ganz vorne steht eine etwas esoterisch angehauchte Frau, die laute Kommandos von sich gibt. Kein Wunder bei der „PR“, dass Besuche in Hebammenpraxen oft als Hechelkurse bezeichnet werden und Männer noch vor ihrem ersten Besuch denken, dass das nichts für sie ist.
Auch ich wusste bis vor fast einem Jahr nicht wirklich, was mich im Geburtsvorbereitungskurs erwarten würde und ging auch eher von endlosen Atemübungen aus. Dennoch „wagte“ ich es, mich anzumelden. Wenn schon schwanger, dann richtig mit allem Drum und Dran. Und nicht nur das, mir war auch klar, dass ich BabyBB samt Beleghebamme auf die Welt bringen wollte. Dazu gleich noch mehr, fangen wir von vorne an.
Denn, was mir nicht klar war, war wie begehrt all die Plätze in den Hebammenpraxen waren und sind. Nur Dank eines Tipps rief ich schon in der 8 Schwangerschaftswoche an… und nicht erst, wie ich das eigentlich geplant hatte, in der 13. Woche. Quasi in der Woche, in der die Schwangerschaft sicherer scheint, als davor. Und was ein Glück, ich bekam tatsächlich nur noch den vorletzten Platz für die Geburtsbegleitung via Beleghebamme, den die Praxis noch für Oktoberbabies zu vergeben hatte und sogar für die Novemberbabies war der Terminkalender schon fast vollständig gefüllt. Fast so, als würden manche Mamis direkt nach der Zeugung anrufen – aber die wissen es wohl einfach besser 🙂 Denn in der Schwangerschaft, während der Geburt und danach von einer Hebamme begleitet zu werden ist toll – und ich erzähle heute mal ein bisschen für all die „Noch-nicht-Mamis-und-Eltern“, was so eine Hebamme eigentlich so alles macht:
So ging’s los:
Nach der Anmeldung und Zusage vereinbarte ich einen Termin für ein erstes Kennenlernen und Info-Gespräch in der Praxis. Dort wurde viel erklärt und gezeigt, es wurden Fragen beantwortet und die Verträge für die Geburtsbegleitung und Vorbereitung wurden gemeinsam durchgegangen. Es wurde erzählt, was die Praxis sonst noch neben der Vorbereitung, Nachsorge und der eventuellen Geburtsbegleitung zu bieten hat (Rückbildung, Babymassage, Akkupunktur…) Ebenso lernte ich die Praxis kennen (die ich vorher nur im Internet gesehen hatte) und war sehr zufrieden: Tolle Räumlichkeiten, schönes helles Ambiente, Liebe zum Detail… Ein Ort, den ich gerne in den nächsten Wochen mit Babybauch und hinterher mit Baby besuchen werde, dachte ich schon beim ersten Eintreffen. Das war mir bei der Auswahl schon wichtig – eine tolle & sympathische Praxis zu erwischen.
Was macht so eine Hebamme eigentlich? Nur die Atmung üben?
Zuhören und helfen, untersuchen und behandeln
Eine Hebamme berät und unterstützt in und nach der Schwangerschaft. Ich habe alle Fragen, die mir oder auch dem Papi auf dem Herzen lagen, gestellt. Gerade auch die, die man meist nicht schafft der Gyn zu stellen, weil dort die Zeit doch eher begrenzt ist. Seien es Fragen zu Aktivitäten in der Schwangerschaft „Darf man das?“, zu Anschaffungen, zu Beschwerden, zu homöopathischen Mitteln, zur Geburt, zu Zwischenmenschlichem und und und… Und das entweder persönlich in der Praxis, indem man Termine vereinbart oder aber auch am Telefon. Beide Möglichkeiten habe ich gerne in Anspruch genommen. Das Telefon natürlich nur für sehr akute Fragen 🙂 Ebenso kann die Hebamme die Herztöne abhören, sie kann massieren, Tapes kleben und sie kann im Wechsel mit der Ärztin die Vorsorgeuntersuchungen bis auf Ultraschallbilder machen. Die Atmosphäre in der Hebammenpraxis ist einfach persönlicher und gemütlicher, als in der Arztpraxis – außerdem ist mehr Zeit da.
Geburtsvorbereitung
Neben den individuellen Terminen gibt es natürlich auch die berühmt-berüchtigten Geburtsvorbereitungskurse. Und eines vorweg – Atemübungen haben wir an genau einem Termin gemacht. Denn die Geburtsvorbereitung bereitet zum einen zwar auf die Geburt vor, zum anderen aber auch auf die Zeit danach als Mama. Jeder Termin war einem anderen Thema gewidmet. Beschwerden in der Schwangerschaft, Ausstattung für die Babies, Stillen, Kliniktasche packen… und das alles ohne Männer. Lediglich zwei der Termine waren mit den Papis in spe. Der zur Geburt und der zur Geburt, die nicht ganz reibungslos läuft. In den Kursen gab’s natürlich viele Informationen, es wurde gezeigt, wie die Männer die Frauen unterstützen können (Massagen, Positionen…), es wurden viele Fragen beantwortet und es gab eine kleine Einlage „Frau beim Kind kriegen“ – um zu zeigen, was auf die Männer zukommen kann… und es wurde geatmet. Aber vielleicht zwanzig Minuten… Ich fand alle Termine toll, denn so konnte ich noch viele Infos sammeln und Fragen stellen, aber unter Gleichgesinnten auch anderen Fragen lauschen oder mich mit den anderen „Babybäuchen“ austauschen. Und nach und nach wurde der Kurs kleiner 🙂 weil hier und da plötzlich schon ein Baby anklopfte. Die Kosten dafür übernimmt übrigens die Krankenkasse (ich nehme mal an, dass das alle tun?)
Akupunktur
Auch Akupunktur wurde in meiner Praxis angeboten. Acht Frauen mit Kugelbäuchen auf Lammfellmatten mit vielen weichen Kissen, Kerzen, Kekse und Fruchgummis, Wasser und Tee, viel Zeit zum Quatschen und 8 Nadeln in den Beinen… und mittendrin auch ich mit BabyBB im Bauch.
Wie ihr seht, ich hab alles mitgemacht, was so angeboten wurde, deshalb auch die „Nadelkunst“. Das erste „Stechen“ piekste zum Teil schon ganz schön, aber ansonsten ging es… und auch hier fand ich es schön, mich mit den anderen werdenden Mamis auszutauschen.
Und warum macht man das überhaupt? Man sagt, dass Akupunktur die Geburt verkürzen kann – und die Aussicht auf dieses Ergebnis hat mich auch das Pieksen gut ertragen lassen.
Beleggeburt
Schon von Anfang an war mir klar, dass ich BabyBB mit einer Beleghebamme auf die Welt bringen möchte. Beleghebammen sind Hebammen, die zwar eine eigene Praxis haben, die aber mit einem Krankenhaus kooperieren und dort mit „ihren“ Mamis die Babies auf die Welt bringen dürfen. Der Vorteil ist auf jeden Fall, dass man die Hebamme bei der Geburt schon kennt – aber auch, dass man durchgängig von einer Hebamme betreut wird, die nicht irgendwann im Laufe der Zeit „Schichtwechsel“ hat oder zur selben Zeit noch zwei andere Geburten in den anderen Kreißsälen des Krankenhauses. Außerdem, und das war bei mir der Fall, kommt sie auch mit ins Krankenhaus, wenn es Vorgespräche gibt und ist so bei Zweifeln noch eine tolle Beraterin.
Vor der Geburt hat man mit ihr und dem zukünftigen Papi ein Geburtsvorgespräch. Dort bespricht man all das, was bei der Geburt wichtig ist. Welche Schmerzmittel man will, ob der Papi dabei sein soll (wenn ja, muss er unterschreiben, dass er im Falle einer Ohnmacht erst einmal die 2. Geige spielt, sollten Mama und Baby mehr Hilfe brauchen *lach), ob es Dinge gibt, auf die man besonders Wert legt… ebenso kann man alle Fragen stellen, die man hat.
Ab 4 Wochen vor dem errechneten Geburtstag war meine Hebamme auf „Stand-by“ und ich hätte sie 24 h an 7 Tagen anrufen dürfen. Ich rief meine human um 9 Uhr morgens an, als die Nacht über die Wehen eingesetzt hatten… bei einer normalen Geburt hätte sie dann nach den Wehen gefragt und wäre zu mir gekommen, wenn die Wehen in einem bestimmten Abstand gekommen wären. Dann hätten wir noch Zeit Zuhause verbracht, bis sie das Zeichen zum Losfahren in die Klinik gegeben hätte. Auch entspannt, denn Zuhause ist’s doch schöner als im Kreißsaal. Für uns ging’s jedoch sofort in die Klinik und sie „wich“ uns von unserem Eintreffen an kaum von der Seite, was sehr beruhigend war. Atmete Wehen weg, bereitete schon alles für den kleinen Neuankömmling vor.. und war die erste Frau, die ihn den Händen hielt, die uns ein Zeichen gab, dass alles in Ordnung sei… *ach, ich werde schon wieder ganz sentimental, wenn ich an all die Momente denke.
Leider gibt’s immer weniger Praxen, die die Beleggeburten anbieten… vielleicht habt ihr da mal von der ganzen Versicherungsproblematik gehört? Sehr schade, wenn es diese tolle Leistung nicht mehr geben würde – ich hätte meine Hebi von Anfang bis Ende nicht einmal missen wollen und sie hat mir und dem Papi die ganze Zeit ein gutes Gefühl gegeben.
Hausbesuche
Im Krankenhaus hat man ja noch die Rundum-Betreuung. Immer ist jemand da. Krankenschwester, Kinderkrankenschwester, Ärzte, Hebammen aus dem Krankenhaus… dann kommt man nach Hause und da ist nur der Papa – der auch nicht mehr weiß, als die Mami 😉 Wie gut, dass man viele tolle Besuche der Hebamme bekommt. Sie hilft bei allen Fragen, sie zeigt, wie man den Spatz badet, sie kontrolliert Mamis Körper, sie hilft beim Stillen, gibt viele Tipps, hat allerlei Mittelchen dabei (Cremes, Heilwolle,…) sollte man akut etwas brauchen, sie hört auch einfach nur zu, sie wiegt und misst das Baby… Ich habe mich auf jeden Besuch gefreut. Gerade am Anfang, wenn man sich noch nicht wirklich raustraut, war jeder Besuch immer ein kleines Highlight. Übrigens kommt die Hebamme solange vorbei, wie man stillt, wenn man dazu noch Fragen hat, Hilfe braucht – auch das wird von den Krankenkassen übernommen.
Rückbildung
Irgendwann möchte man den Körper ja auch wieder auf ein Wohlfühl-Niveau bringen. Durch das Stillen verliert man schon einiges – aber auch so soll’s ja straff und stabil werden. Und so bieten viele Hebammen auch Rückbildungskurse an. Hier geht’s vor allen Dingen darum, den Beckenboden wieder zu stärken und die Bauchmuskeln wieder zu trainieren. In Sportkleidung auf Turnmatten. Mit und ohne Baby. Neben dem „Turnen“ finde ich auch hier das Treffen und den Austausch mit den anderen Mamis toll, denn alle haben ja Babies, die ungefähr gleich alt sind.
Babymassage
Genauso schön ist es, zur Babymassage zu gehen. Denn auch da bleibt viel Zeit zum Quatschen, Austauschen und Kennenlernen. Und zwischendrin werden die Babies nach Anleitung massiert. Dafür liegen dann 8 Nackis vor ihren Mamis auf Handtüchern, im Raum ist es ganz warm und die Hebamme macht die Griffe an einer Puppe vor, die Mamis mit öligen Händen an ihren Babies nach. Aber natürlich möchten 8 Babies nicht zur gleichen Zeit dasselbe. Hier wird gekräht, da gestillt, da geschuckelt, da gewickelt, da geweint oder geschlafen. Ein bunter Baby-Reigen – für Außenstehende ein Chaos, für Mamis inzwischen das Selbstverständlichstes auf der Welt 🙂 und all die Massagegriffe haben wir inzwischen schon auf der Wickelkommode eingeführt.
Das waren all die Angebote, die ich in Anspruch genommen habe. Sicherlich gibt’s hier je nach Praxis auch andere Angebote, wie Yoga, Stillcafés,…
Mein Fazit – sollte BabyBB tatsächlich noch großer Bruder werden, dann wieder mit Hebamme (auch, wenn ich ja vieles dann schon weiß :)), denn all die Betreuung, all die Angebote hätte ich auch im Nachhinein nicht missen wollen und ich denke, auch beim 2. Baby tut der zwischenmenschliche Kontakt in der aufregenden Zeit seht gut!
Hier gibt’s alle Posts rund ums “MissBonn(e)Bonn(e) & a Baby”
Wow – ich finde diesen Beitrag auch als Nicht-Mami super interessant – für später, versteht sich 🙂 Ich wusste auch gar nicht, dass es da so Unterschiede bei den Hebammen gibt.
Liebe Grüße
Rabea
Das freut mich 🙂 Ich konnte mir ja vorher auch nicht genau etwas unter der Arbeit einer Hebamme vorstellen – deshalb hab ich gedacht: erzähle ich einfach mal davon. Schön, wenn es auch für Nicht-Mamis interessant ist 🙂
Liebe Grüße!!!
Jana
Ich habe Miene Hebamme auch beim zweiten Kind immer sehnsüchtig verwahrtet- da hatte ich nämlich plötzlich ganz andere Fragen, als beim ersten Kind. Heute vermisse ich sie richtig und freu mich immer, wenn ich sie zufällig treffe. Man teilt ja sehr persönliche Erfahrungen mit der Hebamme und wird sich dadurch sehr vertraut.
LG Mia
Hallo Mia,
jaaa – das stimmt! Man fragt ja irgendwann tatsächlich alles! Und so ist man sich wirklich sehr vertraut! Ich bin inzwischen sogar privat befreundet, so gut haben wir uns verstanden!
Liebe Grüße!!!
Jana
Hej, sehr schöner Beitrag:) ich bin mit meinem zweiten Kund schwanger und suche jetzt auch wieder eine Hebamme… ich denke das es auch beim zweiten Kind wichtig ist eine zu haben, man hat ja trotzdem viele Fragen und jedes Kind ist ja auch anders. In welcher Hebammenpraxis warst du? Ich komme nämlich auch aus Bonn:)
Lg Claudia
Hallo Claudia,
dann erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Mama-2-be sein 🙂 Was für eine tolle Zeit, wenn ich daran zurückdenke!!!
Ich war in der Hebammenpraxis Rheinallee 🙂
Liebe Grüße
Jana
Liebe Jana,
ein absolut toller Bericht von dir! Auch als Nicht-Schwangere finde ich ihn super interessant und man bekommt schon beim Lesen ein „Rund-um-wohlfühl-Gefühl“ 🙂 Ich hoffe für das Hebammenversicherungsproblem findet sich eine Lösung, so dass diese tolle Rundumbetreuung noch vielen Müttern zuteil werden kann!
Liebe Grüße
Anne
Hallo Anne,
ja, das hoffe ich auch! Ich hätte nichts missen wollen & vor allem die Geburt (worum sich ja dieses ganze Versicherungsthema dreht) hätte ich nicht ohne mein Hebamme erleben wollen 🙁 Daumen drücken!!!
Liebe Grüße &
hab einen schönen Sonntag!
Jana
Oh ja, mich würde auch interessieren, ich welcher Praxis du warst :).
Hallo 🙂
sehr gerne – und zwar in der Hebammenpraxis Rheinallee.
Liebe Grüße
Jana
Mich interessiert auch, in welcher Praxis du warst. Würdest du es mir mailen? Lg
Hallo Penny,
da ich ja „fertig“ bin – gerne auch hier 🙂
In der Hebammenpraxis Rheinallee.
Liebe Grüße
Jana
Macht Lust auf ein Baby 😉 Danke!
🙂 echt – na dann los damit! 🙂
Liebe Grüße!!!
Jana
Hallo Missbonnebonne,
ein sehr schöner Einblick, besonders die Geburtsvorbereitung hat mich interessiert. Ist ja weitestgehend inhaltlich und didaktisch wie vor 27 Jahren. Ich bin Hypnobirthing-Geburtsvorbereiterin und Babyflüsterin in Bonn.
Im Hypnobirthing wird die Geburtsarbeit der Mama und die des Papas sehr ausführlich learning by doing trainiert. Damit sich das Baby sicher und geborgen fühlt, während es geschoben und gedrückt wird und sich durch den Geburtsweg quetscht, reden die Mama und der Papa mit ihm in einem inneren Dialog. Die Mama lernt, wie sie ihr Becken und ihre Beckenbodenmuskeln steuern und weiter machen kann, so dass die meisten Babys sich leichter in die Welt schieben und die Mütter so wenig Schmerzen wahrnehmen, dass sie überhaupt keine Medikamente brauchen und kaum Geburtsverletzungen haben.
Du hast sicher gehört, dass das Kleine Prinzesschen Charlotte von England so in 2,5 Stunden zur Welt gekommen ist.
Hallo Doris,
vielen Dank für Deinen schönen Beitrag. Ich habe davon gehört und eine Freundin wollte mit mir auch in eine Veranstaltung dazu gehen… aber da war ich schon so kurz vor der Geburt und wollte mich nicht noch weiter verunsichern, was jetzt das Beste ist. Aber den Dialog habe ich irgendwie automatisch geführt 🙂 Ich hatte vorher von der Freundin eine schöne Geschichte bekommen. Das hat irgendwie gut getan!
Liebe Grüße & einen schönen Abend!!!
Jana
Habe auch sehr ähnliche Erfahrungen wie Du gemacht und musste beim lesen etwas schmunzeln, da mir die Bilder doch sehr bekannt vorkamen … War bei beiden Schwangerschaften auch in, an und bei der Rheinallee. 🙂
Schade, dass Beleggeburten nun (dort) nicht mehr möglich sind! Und soweit ich weiß, ist die persönliche Nachsorge durch eine Hebamme auch in Gefahr…
🙂 ja, das ist wirklich schade. Nun gibt’s in Bonn kaum noch jemanden & ich fand, dass die Betreuung einfach Gold wert war! Und die Nachsorge ist auch in Gefahr? Das habe ich noch gar nicht mitbekommen aber wäre ja furchtbar! Ich wäre aufgeschmissen gewesen! Die Besuche waren jedes Mal ein Lichtblick am Anfang im Fragen-Dschungel!